Alles wird Kunst
Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker vermeiden in ihren Arbeiten alles Figürliche und konzentrieren sich auf die Klarheit der Farben und die Dynamik des Lichts. Mack, der mehrfach an der Documenta in Kassel teilnimmt und Westdeutschland 1970 auf der Biennale in Venedig vertritt, entwickelt eine neue Form kinetischer Lichtkunst.
Mack untersucht mit beinahe wissenschaftlichem Interesse, wie reines Licht sich in grenzenlosen Naturräumen wie Wüsten oder der Arktis verhält, und startet das „Sahara-Projekt“. Ab 1962 installiert er in den Wüsten Afrikas seine „Jardins artificiel“ – künstliche Gärten, die aus Sandreliefs, Kuben, Spiegeln, Flügelreliefs, Segeln, Fahnen und monumentalen Lichtstelen bestehen.
Tanzende Lichtpunkte
Otto Piene entwickelt zu Beginn von ZERO poetische Lichtballette: präzise choreographierte Installationen sich bewegender Lichtquellen, die aus perforierten Körpern ihr Licht an die Wände des abgedunkelten Raums werfen – zu dieser Zeit ein Novum in der Kunst. Auch Feuer gehört zu Pienes Auseinandersetzung mit Licht, wovon seine Feuer- und Rauchbilder zeugen.
Dynamische Nägel
Auch Günther Uecker, der aus Wustrow stammt und die DDR nach dem Aufstand des 17. Juni 1953 verlässt, um in Westdeutschland Kunst zu studieren, arbeitet an der Grenze von Bild und Skulptur mit Licht und Schatten. Zu Beginn der 1960er Jahre entstehen seine berühmten Nagelbilder: Reliefs, deren Oberflächen sich im Zusammenspiel mit Licht und Schatten zu bewegen scheinen.
Die Galerie Schmela
Einen wichtigen Beitrag dazu, dass Düsseldorf eine zentrale Rolle in der westdeutschen Gegenwartskunst einnimmt, leistet auch der Galerist Alfred Schmela. Seine Galerie vertritt die Werke der ZERO-Künstler gemeinsam mit Arbeiten von Joseph Beuys, Jörg Immendorff oder Gerhard Richter. Die Galerie Schmela gilt als eine der ersten privaten und eine der bedeutendsten Kunstgalerien der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland.
Zur Eröffnung am 31. Mai 1957 zeigt Alfred Schmela in einem 9 x 3 Meter großen Ladenlokal in der Düsseldorfer Altstadt die monochromen Bilder des damals noch unbekannten französischen Malers Yves Klein.
Kunst im Kopf
“Every something is an echo of nothing.”
Der US-amerikanische Komponist John Cage hat bereits in den 1950er Jahren mit einem Stück für Aufsehen gesorgt, in dem ein Pianist vier Minuten und 33 Sekunden lang am Flügel sitzt und nichts spielt.
Die japanische Künstlerin Yoko Ono veröffentlicht mit „Grapefruit“ ein Buch voller teils absurder Handlungsanweisungen und Ideen für Performances. Zum Beispiel das „Water Piece“: „Steal a moon on the water with a bucket. Keep steeling until no moon is seen on the water.“ Ein Kunstwerk, so Yoko Ono, entstehe im Kopf und nicht erst durch die tatsächliche Aufführung.
Der Schweizer Dichter und Aktionskünstler Dieter Roth wiederum stellt einen Löwen aus Schokolade aus, dessen Verfall Teil des Konzepts ist, und Wolf Vostell zertrümmert vor versammeltem Publikum mit einem Hammer Kriegsspielzeug.
“When too perfect, lieber Gott böse”
Das Rauschen der Bilder
Ein wichtiger Vertreter von Fluxus ist auch der Südkoreaner Nam June Paik. Er hat ursprünglich Komposition bei Karlheinz Stockhausen studiert und wird erst als Mitglied der Fluxus-Bewegung bildender Künstler. Er bringt das Medium Fernsehen in die bildende Kunst, baut unter anderem Skulpturen aus Monitoren und gilt als Pionier der Videokunst.
Bei einem 24-Stunden-Happening, das 1965 in der Galerie Parnass in Wuppertal stattfindet, führt Paik seine Robot Opera auf. Dabei verkündet er: „Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück.“