Lieber Maler, male mir
Kunst ist schön, macht aber – wie wir von Karl Valentin wissen – viel Arbeit. Und sie ist durchaus auch prestigeträchtig. In den späten 1960er Jahren beginnt man sich in der DDR für die Exponenten der Leipziger Schule zu interessieren.
Mehr noch: Man fördert die Künstler, um sich mit ihnen zu schmücken und mit ihnen Staat zu machen. Außerdem verdient man Geld mit ihnen durch den staatlichen Kunsthandel, der an den Verkäufen der Werke in den Westen beteiligt ist.
Einen großen Anteil am Erfolg der Leipziger Schule hat der westdeutsche Kunstkritiker Eduard Beaucamp. Er ist Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und interessiert sich seit Ende der 1960er Jahre für die Kunst, die in der DDR entsteht. Er ist es auch, der den Begriff „Leipziger Schule“ geprägt hat.
Seit die Künstler in den 1970er Jahren auch vermehrt in Westdeutschland ausgestellt werden, wird die Leipziger Schule zum Aushängeschild für die Kunstpolitik der DDR. Nach dem Mauerfall wird sie auch international bekannt.
Die Leipziger Schule versteht sich innerhalb des Kunstbetriebs der DDR als Bewahrerin deutscher Malereitradition in der Folge von Künstlern wie Anselm Feuerbach oder Caspar David Friedrich, die sie auch gegenüber der Doktrin des sozialistischen Realismus behauptet.
Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke sehen sich durchaus nicht als Staats- oder Auftragskünstler, als die sie in der westdeutschen Presse stets dargestellt werden. Ausgangspunkt der Leipziger Schule ist die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Mattheuer, Heisig und Tübke lehren dort und prägen eine junge Künstlergeneration, die bald sehr erfolgreich sein wird.
Zu ihren Schülern zählen die Vertreter der zweiten Generation der Leipziger Schule wie Arno Rink, Hartwig Ebersbach und Sighard Gille. Die drei Künstler arbeiten zwar stilistisch völlig unterschiedlich, gemeinsam ist ihnen jedoch die Beschäftigung mit der gegenständlichen Malerei. Und wenngleich sie sich an den vom Regime ausgerufenen sozialen Realismus halten müssen, üben sie immer wieder versteckt Kritik am System.
Nach der Wiedervereinigung macht eine dritte Generation von Künstlerinnen und Künstlern in Leipzig von sich reden. Künstler wie Neo Rauch, später dann Matthias Weischer, Martin Kobe, David Schnell, Tilo Baumgärtel und Christoph Ruckhäberle werden in Museen und auf dem Kunstmarkt als Neue Leipziger Schule gefeiert. Bekanntester Vertreter ist Neo Rauch, ein Schüler von Rink. 2005 wird er seinerseits Professor an der Hochschule und inspiriert unter anderem Malerinnen wie Kristina Schuldt oder den Künstler Stefan Guggisberg.