Ein Denkmal zur Legitimation des Staates
Die 1958 aufgestellte Figurengruppe des Bildhauers, Grafikers und Zeichners Fritz Cremer zu Ehren des Widerstandskampfes im ehemaligen Konzentrationslager ist eines der wichtigsten politischen Auftragswerke der noch jungen DDR.
Es ist das erste ostdeutsche Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus und zugleich auch das bekannteste Werk von Cremer. In Buchenwald wurden Regimegegner, Vorbestrafte, Nichtsesshafte, Homosexuelle, Sinti und Roma und schließlich zahlreiche Juden interniert. Die größte Gruppe bildeten die politischen Häftlinge. Von 1937 und 1945 kamen auf dem Ettersberg über Weimar vermutlich mehr als 56.000 Menschen ums Leben.
Fritz Cremer geht gemeinsam mit seinen Partnern, dem Gartenbauarchitekten Reinhold Lingner und dem Dichter Bertolt Brecht, 1951 als Sieger aus dem Wettbewerb zur Gestaltung des Denkmals hervor.
Der aus dem Sauerland stammende Bildhauer ist 1946 aus kommunistischer Überzeugung der SED beigetreten und 1950 in die DDR übergesiedelt, wo er eine Meisterklasse an der Akademie der Künste übernimmt. Doch er muss seinen siegreichen Entwurf noch zweimal grundlegend überarbeiten, bevor er sich an die Umsetzung machen kann. Seinen Figuren fehle das nötige Selbstbewusstsein, der solidarische Kampfgeist, der Optimismus, ist in den staatlichen Nachrichtenorganen zu lesen.
Das Politbüro der SED will mit dem Mahnmal offenbar nicht der Opfer des Nationalsozialismus gedenken, sondern den kommunistischen Widerstand im Konzentrationslager als geistige Keimzelle des noch jungen Staates feiern – und damit einer geschichtspolitischen Legitimation der DDR ein weithin sichtbares Denkmal setzen.
In Cremers erstem Entwurf waren nur acht Figuren vorgesehen. Sie stehen ebenbürtig da; kein Häftling ist herausgehoben, kein Sockel erhöht sie. Durch das erlittene Unrecht gezeichnet, kämpfen sie gegen einen unsichtbaren Feind an.