Ich sehe was, was du nicht siehst
Auf beiden Seiten des seit August 1961 auch durch eine Mauer geteilten Deutschlands prägen Aufbruch und Umbruch das Jahrzehnt.
Angespornt von den Weltraummissionen in Ost und West wagt man auch in Filmen einen Blick in die Zukunft. Im Westen übernimmt Dietmar Schönherr in der Serie „Raumpatrouille“ als Major Cliff Allister McLane das Kommando auf dem Raumkreuzer Orion, während in den Lichtspielhäusern der DDR mit „Der schweigende Stern“ der erste Science-Fiction-Film der DEFA-Studios läuft. Die Puhdys rund um Sänger und Gitarrist Dieter „Maschine“ Birr absolvieren im sächsischen Freiberg ihren ersten Auftritt im „Konzert- und Ballhaus Tivoli“ und bei einem Konzert in Hamburg sorgt eine Band namens „The Rolling Stones“ dafür, dass kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.
Aufbruchstimmung und Futurismus spiegeln sich auch in der Mode wider. Grafische Muster, Schlaghose und Minirock sind in Ost und West die Antwort auf die braven 1950er Jahre.
1965 gründet der Fotograf Arno Fischer in seiner Wohnung am Berliner Schiffbauerdamm die Fotografengruppe „Direkt“. Schon seit den 1950er Jahren hat der gelernte Bildhauer im vielfach noch kriegszerstörten Ostberlin Straßenszenen fotografiert und Menschen porträtiert. Seine Serie „Situation Berlin“ hat das Bild vom Nachkriegs-Berlin wesentlich geprägt.
Fischers Privatwohnung, in der er später gemeinsam mit der Fotografin Sibylle Bergemann lebt, wird Atelier, Galerie und Treffpunkt für zahlreiche, auch internationale Fotografen wie etwa Helmut Newton, Henri Cartier-Bresson und Robert Frank.
Aus der Fotografengemeinschaft am Schiffbauerdamm geht 1990 die Agentur der Fotografen Ostkreuz hervor und 2004 auch die Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin-Weißensee. Arno Fischer und Evelyn Richter sind später Professoren an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, HGB.