Der Mann mit dem Hut
Er machte mit Filz und Fett von sich reden. Er sang mit „Sonne statt Reagan“ gegen das Wettrüsten an und zählte zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Der Aktionskünstler Joseph Beuys ist ein Popstar der Kunstwelt, zu dem die effektvolle Selbstinszenierung genauso gehört wie die Schaffung eines eigenen Mythos zu Lebzeiten. Er ist Ideengeber, Provokateur und Weltverbesserer. Und vielleicht einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Insbesondere im westlichen Ausland wird Beuys als personifiziertes Gegenteil des Künstlertypus der Nazizeit einerseits und der Heroisierung der Abstraktion in den 1950er Jahren andererseits wahrgenommen.
Mit Filz, Fett und Honig
Knochen, Erde, Blei, Blut, Gold, Filz, Fett und Honig sind die bevorzugten Materialien von Joseph Beuys. Er lädt diese Materialien mit mythologischer Bedeutung auf. Hart und weich, Ordnung und Chaos, warm und kalt: Fühlen wir uns beschützt oder ausgesetzt? Geborgen oder angegriffen? Beuys will Kunst und Leben miteinander verbinden, Denkprozesse in Gang setzen, um die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Beuys, der seit 1961 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf ist, nimmt zeit seines Lebens an jeder Documenta teil – einer Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die seit 1955 regelmäßig in Kassel stattfindet und als die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst gilt.