Mit Dreschflegeln und Sauspießen gegen Schwerter und Kanonen
Nur knapp zwei Monate vor dem Fall der Mauer wird das bedeutendste Staatskunstwerk der DDR eingeweiht. Das Bauernkriegsgemälde von Werner Tübke in Bad Frankenhausen ist mit über 1.700 Quadratmetern eines der größten Wandgemälde der Welt.
Insgesamt elf Jahre hat er an diesem monumentalen Bild gearbeitet.
Das Auftragswerk soll der geschichtspolitischen Legitimation der DDR als Vollenderin von Thomas Müntzers Kampf gegen die Feudalherrschaft über die Bauern im Jahre 1525 dienen, bei dem die aufständischen Bauern vom Adels- und Landsknechtsheer vernichtend geschlagen werden.
Das Gemälde soll unter Beweis stellen, dass erst mit der DDR-Bodenreform von 1946 die Ziele der Aufständischen eingelöst worden seien.
Die Parteifunktionäre wünschen sich ein Schlachtengemälde mit heroischen Bauern. Tübke unterläuft diese Absicht aber durch die Art seiner Darstellung und rückt – begünstigt durch den kreisförmigen Grundriss des Panoramamuseums auf dem Schlachtenberg – die „ewige Wiederkehr des Gleichen“ in den Mittelpunkt des historischen Geschehens.
Dies wiederum ist dem Geschichtsbild der DDR, das von der Zweckhaftigkeit allen Handelns und Geschehens ausgeht, klar entgegengesetzt.
Die Berliner Nationalgalerie ist im Besitz der Originalentwürfe für das berühmte Panoramabild im thüringischen Bad Frankenhausen. In der bereits sehr imposanten 1:10-Fassung des Bildes hat Werner Tübke alle Szenen für das Bauernkriegsepos entwickelt. Es sind fünf einzelne Holztafeln, die Tübke als Vorlage für die Malerei im großen, schwer zu überblickenden Format dienten. Alle Details sind in den fünf Entwürfen bereits vollständig angelegt.