OST

Von der Verbannung ins Licht

Erste Allgemeine Deutsche Kunstausstellung in Dresden

Nach der verheerenden Bombardierung im Februar 1945 liegt Dresden ein Jahr später noch immer in Trümmern. Es ist eine politische Zwischenzeit, eine Phase des Umbruchs. Die alliierten Siegermächte haben Deutschland in vier Zonen geteilt.

Dresden gehört zur Sowjetischen Besatzungszone. Mit dem Beginn der Aufbauarbeiten entsteht nicht nur die Notwendigkeit, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu klären, sondern auch die künstlerische und kulturelle Ausrichtung Deutschlands zu bestimmen.

So findet 1946 in Dresden die erste und zugleich letzte gesamtdeutsche Kunstausstellung in Ostdeutschland bis 1990 statt.

Ausstellungsansichten "Erste Allgemeine Deutsche Kunstausstellung Dresden"
Stadtmuseum Dresden, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB58, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB60, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB65, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB67

Ausstellungsansichten "Erste Allgemeine Deutsche Kunstausstellung Dresden"
Stadtmuseum Dresden, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB58, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB60, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB65, SMD_Ph_1997_00078_97#ZB67

Organisator der ersten Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung ist der Bildhauer Herbert Volwahsen. In der Jury sitzen unter anderem die Maler Hans Grundig, Max Pechstein, Karl Hofer sowie der Kunstkritiker Will Grohmann. Vor allem Grohmann geht es darum, das Erbe der abstrakten Moderne für die Nachkriegszeit zu etablieren.

So werden in Dresden unter anderem Werke der in der NS-Zeit als „entartet“ verfemten Mitglieder der Dresdner Künstlergruppe „Brücke“ gezeigt sowie Bilder von Paul Klee, Willi Baumeister und Oskar Schlemmer.

Oskar Schlemmer, "Szene am Geländer", 1931
Gemeinfrei
Paul Klee, "alea jacta"
bpk / Städel Museum / Ursula Edelmann
Willi Baumeister, "Roter Komet", 1947
CC 3.0 Lizenz / Willi Baumeister Stiftung

Doch das Publikum ist 1946 noch nicht bereit für die abstrakte und expressionistische Malerei der Moderne. Zudem leisten die in Moskau geschulten Kulturfunktionäre in der Sowjetischen Besatzungszone Widerstand und setzen für größere Bereiche der Ausstellung eine „volksnahe“ und an alten Meistern orientierte Auswahl durch. Noch Stunden vor der Eröffnung werden Arbeiten auf Veranlassung von SED-Kadern umgehängt oder gar aus der Ausstellung entfernt.

Der Kunstkritiker Grohmann wechselt zwei Jahre später an die Westberliner Kunsthochschule in Charlottenburg. Die umfassende Rehabilitierung der Moderne, wie Grohmann sie ursprünglich für die Allgemeine Deutsche Kunstausstellung angestrebt hat, erfolgt erst 1955 auf der documenta 1 in Kassel.

Großer Malereisaals im Museum Fridericianum
© documenta archiv (Dauerleihgabe der Stadt Kassel) / Foto: Günther Becker

Die Ausstellung wird in der DDR bis 1988 fortgesetzt. Ab 1968 heißt sie: „Kunstausstellung der DDR“. Das Interesse an dieser Überblicksschau ist groß, ungeachtet der Tatsache, dass auch von den Betrieben überall im Land Fahrten nach Dresden organisiert werden.

Galerie im Foyer 1976 im "Palast der Republik" mit Gemälden u.a. von Ronald Paris (rechts) und Bernhard Heisig (2.v.r.)
bpk / Max Ittenbach
Deutsche Kunstausstellung der DDR, 1962
bpk / Herbert Hensky